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Economic Breakfast
Corona hat unser Gesundheitssystem einem Stresstest unterzogen. Das Virus hat den Blick auf die Situation in den deutschen Krankenhäusern gelenkt und Fragen aufgeworfen. Warum geht es mit der Digitalisierung nicht voran, wie soll die Versorgung in Zukunft finanziert werden und wird es in den ländlichen Regionen bald keine „Vollversorger“ mehr geben? „Wir sind alle potetielle Patienten“, erinnerte Djordje Nokolic zu Beginn des Frühstückstreffens die Redner auf dem Podium und die Gäste.
Beim Economic Breakfast des Internationalen Wirtschaftsrat e.V. kamen neben Kaffee und Brötchen auch die dringlichen Fragen um die Zukunft der Krankenhäuser in Deutschland auf den Tisch. Nicht jedes Krankenhaus werde langfristig gebraucht, sagte Nikolic, Arzt und Vorsitzender der Geschäftsführung der Krakenhausberatungsfirma consus clinicmanagement. Nötig seien dagegen verlässliche Kriterien dafür, welche Häuser in welcher Funktion erhalten bleiben können. Auch über eine weitere Verschmelzung von ambulanter und stationärer Versorgung müsse endlich konkreter gesprochen werden. Dafür wird man nicht länger um eine Digitalisierungsoffensive herumkommen, darüber bestand Einigkeit auf dem Podium, das mit dem Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag Erwin Rüddel, der Digitalisierungs- und Kommunikationsexpertin Anabel Ternèr von Hattburg und dem Geschäftsführer der Wir für Gesundheit GmbH Sivio Rahr hochkarätig besetzt war.
Ebenso einig war man sich darüber, dass beim Thema Digitalisierung in der Vergangenheit vieles falsch und vieles einfach zu spät angegangen wurde. Insbesondere das Thema Datenschutz stehe notwendiger Innovation oft im Weg, stellte Ternèr von Hattburg fest. Damit Spezialisierung nicht zu Lasten der interdisziplinären Versorgung geht, seien Krankenhäuser auf digitale Lösungen angewiesen – der Datenschutz dürfe hier nicht zum Bremsklotz werden. Das Thema Datensicherheit müsse von Anfang an mitgedacht werden. Wir sollten hier dem Patienten selbst mehr zutrauen, pflichtete Ihr Gesundheitsexperte Rahr bei. „Patienten müssen selbst entscheiden dürfen, ob sie Ihre Patientenakte auf dem Handy speichern möchten oder nicht.“ Um die Frage der Sicherheit im digitalen Raum werde es in der nächsten Legislatur gehen, versprach Erwin Rüddel. „Das hatte ich bisher nicht auf dem Radar“, sagte der CDU-Politiker. Insgesamt wünsche er sich aber mehr Kompetenzen für den Bund.
„Noch haben Landräte bei der Gesundheitsvorsorge mehr Einfluss als Fachpolitiker“, beklagte Rüddel. Dafür wünsche er sich für die nächste Legislatur Kollegen, die Mut zur Veränderung haben. Veränderungen wird es geben in der Krankenhauslandschaft, das wurde bei der Diskussion deutlich. Wie digital sie werden und ob es gelingt, den ländlichen Raum dabei mitzunehmen, das wird sich zeigen. Viele Lösungen scheitern derzeit auch an zu hohen Hürden bei Vergabeverfahren, die kleine und mittelständische Unternehmen den Zugang zum Gestalten erschweren.